• Willkommen im Forum „DragonCastle Freeshard Forum“.
 

Neuigkeiten:

Server Rev 257 (27.09.2009)
Data Version 1.7.2.3
Client Version 2.1.0.35

Hauptmenü

Ein Abenteuer aus der Nähe Britains

Begonnen von Christian, 08. November 2007, 17:22:53

« vorheriges - nächstes »

Christian

Es war ein trüber Abend, an dem Coldron sich dazu begab, seinen Vorrat an Leder für den Verkauf  auszulagern. Auf einer knorrigen Holzkarre stapelte er sorgfältig die einzelnen Lagen des angeforderten Leders, nachdem er sie mit einer breitflächigen Holzgerte grob vom Staub der Zeit befreit hatte.
Alles musste vorbereitet sein, denn in den frühen Abendstunden sollte sich nun endlich eine Abnehmerin aus den Reihen der Zwerge finden. Amitola war ihr Name, eine begabte zwergische Schneiderin, die es verstand mit Nadel und Garn umzugehen.

Coldron karrte die Ware aus seinem Gemäuer, setzte sich auf die Treppenstufen und pfiff fröhlich ein Lied. Bald würde er seine lästigen Staubfänger lossein. Es dauerte nicht lang, da tauchten am nebeligen Horizont die groben Züge eines kleinen, langsam heranwackelnden Wesens auf.
,,Das muss Amitola sein!", dachte sich Coldron und schoss erfreut empor, um ihr entgegen zu gehen.

Es gab ein lustiges Bild ab, wie sich nun Lang- und Kurzbein gegenüberstanden. Coldron begrüßte Amitola höflichst und bat sie, ihm zu folgen. Am Haus angekommen, bereitete er schnell etwas vom eingelagerten Duhn-Gebräu, welches er einige Tage zuvor in Minoc erworben hatte, wollte er doch eine angenehme Atmosphäre für einen Handel mit einer Zwergin schaffen. 
,,Nehmt nur, Amitola, Ihr müsst durstig sein von der langen Reise bis hierher in die Britainschen Gefilde. Derweil kümmere ich mich um Euren Käfer, er scheint schon recht störrisch zu sein!"
,,Gul, gul,!", antwortete sie und zupfte sich an ihren Bartstoppeln. ,,Doch gebt Acht, er ist in letzter Zeit sehr aufbrausend! Die letzten paar Ellen hierher musste ich ihn schon ans Tau nehmen, da er ständig bockte!"

Coldron nahm sich des Tieres an und führte es in Richtung seines Stalles, doch nach einigen Schritten spurte der Käfer nicht mehr recht und rannte den überraschten Recken über den Haufen.
Amitola schlug die Hände vors Gesicht: ,, Oh weh, er wird vom Teufel geritten!" Schnell suchte sie hinter den Mauern des Vandora-Anwesens Schutz.

Als sich Coldron langsam wieder beläpperte und sich mühsam empor arbeitete, schaute er plötzlich in ein weit geöffnetes Käfermaul. Blitzschnell rollte er sich zur Seite, stieß sich vom Boden ab und schaute zielstrebig um sich, bis ihm sein alter Gaul Trania in den Blick kam.
,,Hierher, Trania!", rief er laut und pfiff just auf zwei Fingern. Der bereits durch das Treiben des Käfers aufgescheuchte Kläpper eilte herbei. Im selben Moment streifte Coldron der kalte Fuß des Käfertiers, welches anscheinend schon wieder einen Angriff auf ihn verüben wollte. Geschickt wich er aus und schwang sich auf Trania.

,,Tut ihm nichts an.", erklang es auf einmal aus dem Fensterspalt seines Hauses. Amitola beobachtete das Geschehen und machte sich wohl Sorgen um ihren doch sonst so treuen Käfer.
,,Leicht gesagt.", er widerte Coldron seinen Gaul antreibend.

Freihändigen Rittes stülpte er sich das Kettenhemd aus Tranias Satteltasche über den Balg und gab ihm die Sporen. Der Käfer wurde immer aggressiver und folgte Coldron auf Schritt und Tritt. Der Kriegersmann ritt zum nahe gelegenen Wäldchen, um sich für seinen Plan etwas Zeit zu verschaffen. Schon folgte ihm der Käfer, sein Maul weitaufreißend, wahrscheinlich zum Angriff übergehend. Coldron zückte sein Breitschwert, versetzte sein Reittier mit einigen leichten Tritten in Galopp und ritt geradewegs auf das Krustentier zu.

Amitolas Herz raste wie wild, sie konnte kaum hinsehen und schlug die großen Stofflappen vor die Fensteröffnung. So hatte sie sich ihren Ledernankauf nun wirklich nicht vorgestellt.

Coldron und Amitolas Käfer standen nun kurz vor der Kollision, bis im letzten Moment ein Ausweichmanöver des Reiters eingeleitet wurde. Seitlich an ihm vorbeireitend, holte Coldron nun zum Schlag aus. Mit einem starken Hieb traf er den Käfer mit der Breitseite seines Schwertes genau auf den Schädel. Der Käfer rollte zur Seite und wirkte äußerst angeschlagen.
Währenddessen raste Coldron zu seinem Pferdestall, schwang sich von Trania herab und brachte ihn eilig hinter die Hausecke.

,,Bleib schön hier!", flüsterte er seinem Gaul zu und stürmte wieder zum Stall. Der Käfer entkam langsam wieder seiner kurzen Ohnmacht, hatte er doch einen ihn gut schützenden Panzer am Leib. Schnell fixierte er sein Opfer erneut und stürmte nun noch blutrünstiger auf ihn zu.

Coldron öffnete mit einigen geschickten Handgriffen die schweren Holztüren des Stalles und rannte hinein. ,,Komm her, du Mistkäfer!", rief er laut.

Das ließ sich das Krabbeltier nicht zweimal sagen und stürmte wie wild in die Stallung.
Nun gelang Coldron das Meisterstück. Mit einem kräftigen Sprung schoss er in die Höhe, griff nach den Holzstreben, die für das Tragen des Daches sorgten, und schwang sich über den bebenden Körper des Ungetiers hinweg.
Der Käfer wusste nicht wie ihm geschah und schaute wirr umher. Sobald Coldron wieder Boden unter den Füßen hatte, rannte er zum Ausgang, wuchtete die Holztüren in Windeseile zu, um das Tier einzusperren und schloss den Riegel.

Schweißgebadet und wild prustend sackte der Recke nun mit dem Rücken zur Tür Richtung Boden, als auch schon die kleine Amitola aufgeregt aus dem Haus stürmte: ,,Was ist passiert, wo ist mein Tier?" rief sie sich sorgend.
,,Dort drin!", er deutete mit einem Kopfnicken hinter sich, ,,aber danke der Nachfrage, mir geht es hervorragend!", seufzte er und verdrehte die Augen.

Plötzlich bebte unter einem lauten Pochen die Tür hinter Coldron mächtig auf, sodass Amitola erschrak und schon wieder das Weite suchte. ,,Keine Angst, er stößt sich nur die Hörner ab!", antwortete Coldron und raffte sich auf. ,,Am besten ihr beauftragt einen Tierkundigen, sich der Zähmung dieses Tieres anzunehmen. Mir scheint es an seiner Besserung ist Hopfen und Malz noch nicht verloren! Hier habt ihr den Schlüssel zu meiner Stallung!"

Amitola war einverstanden und bedankte sich inständig für die so vorteilhafte Lösung des Problems, so musste ihr geliebtes Krabbeltier nicht den Tod durch das Schwert erleiden.

,,Habt vielmals Dank, Coldron, das habt ihr galant gelöst. Doch wie soll ich denn nun Euer Leder transportieren?", klagte sie besorgt und deutete auf den großen Stapel mit Leder.
Coldron lachte feist und verschwand in seinem Gemäuer. Nach kurzer Zeit trat er wieder hinaus, in seinen Hände eine kleine Miniatur tragend. ,,Seht nur, wen ich hier noch habe!" Mit einer alten eisernen Kelle, schöpfte er etwas Wasser aus der Regentonne und goss dies über den Inhalt seiner Hände. Er stellte es zu Boden und betrachtete es erwartend. Auf einmal wuchs aus dem kleinen Wollknäuel ein immer größer werdendes Pelztier heran, was sich als Packpferd entpuppte.
,,Mein treuer Freund Augustin hier wird uns helfen die Waren nach Minoc zu tragen."

Amitola klatschte freudig in die Hände. ,,Fein Coldron, ich dachte schon meine Auftragsarbeiten müssten morgen ruhen!"

Es dämmerte schon bald, als Amitola eine hölzerne Fackel zückte und dem das Packpferd beladenden Coldron Licht spendete. Als die Taschen gefüllt waren und auch die letzte Lage Leder verstaut war, rüststeten sich beide mit Laternen und traten den langen Weg gen Britain an, um von dort mit dem Schiff nach Minoc überzusetzen. Der Weg durch den Sumpf nach Norden wäre wohl der kürzere, doch hatten beide genug von ihrem kleinem Abenteuer und folgten dem sicheren Weg, während sie mit ein paar Geschichten über das gute alte Duhn-Bräu und anderen zwergisch-menschlichen Erzählungen den aufregenden Tag zum Abklang brachten.