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Grenzwache im Winter

Begonnen von Galasha, 09. Dezember 2016, 23:29:39

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Galasha

Stürmisch peitscht der Wind und treibt den Schnee teils auf Kniehöhe zu Schneewehen voran. Mit strammen Schritten um sich der Kälte zu entledigen, stapft Galasha Richtung Wataruli, ihrem Ostard. Pfeile stecken ringsum in ihrem Haarzopf und sie hat sich zur Tarnung weisse Gewänder übergestreift. Kampfbereit hat sich den Langbogen geschultert. Fast lautlos steigt sie auf ihren Ostard und beginnt ihren täglichen Grenzkontrollgang.

"Wie geht es euch? Alles ruhig? ", fragt sie besorgt ihre Wachposten an den Grenzen aus.
"aî, alles soweit ruhig, bis auf eine Sache, aber wir sind uns da nicht sicher. Möglicherweise haben wir gesehen, wie sich eine Waldelfe mit den Drowwachen über den Zaun unterhalten hat."
Verwundert nimmt Galasha diese Botschsaft auf.
"äusserste Wachsamkeit! In Zukunft will ich keine Vermutungen berichtet bekommen!" sagt sie mit lauter Stimme, der es nicht an Härte mangelt.

Ylenavei

Anscheinend hat nach der genannten Beobachtung an der Brücke an der Grenze zum Drow-Territorium ein Wachwechsel stattgefunden, sodass die neue Besatzung nur Erzählungen oder gar Gerüchte ihrer Kollegen weitergeben konnte. Sollte Galasha die Hüter der zum Zeitpunkt des Vorfalls anwesende Wachmannschaft in der Garnison befragen, sollte diese sehr genau berichten können, dass der betreffende Drow die Stimme Yews um eine Audienz ersucht hatte, welche sie ihm dort auf der Brücke unter den Augen - wenn auch grossteils nicht unter den Ohren - der Hüter gewährt hat. Ausserdem wüssten sie zu berichten, dass der Drow am Ende des Gesprächs in sein Territorium zurückgekehrt ist, während eine sichtlich aufgewühlte Ylenavei den Heimweg nach Yew angetreten hat.

Ylenavei

Kurz darauf, so wissen Passanten vom Platz im Herzen Yews und der Tavernenwirt zu berichten, haben Allsai Galasha und die Stimme Yews zu einer teils emotionsgeladenen Dienstbesprechung zusammengefunden. Doch die Lage konnte augenscheinlich geklärt werden, und während Galasha in Richtung Garnison aufbrach, um den verantwortungslos tratschenden Waldhütern eine saftige Rüge zu erteilen, zog es Ylenavei zum Verwaltungsturm.

Dort wühlte sie sich gemeinsam mit der Verwalterin Almellyn durch alte Papiere und Berichte. Diese Angelegenheit war wahrhaft vertrackt. Es genügte nicht, dass sentimentale Erinnerungen an vergangene Tage, Tage der Freundschaft mit den dunkelsten Schatten auf ihrer Seele in ständigem Widerspruch rangen - eine Bemerkung Galashas warf einmal mehr ein neues Licht auf das Bittgesuch, das jener Drow an der Ostbrücke vorgebracht hat. Es lag nahe, dass seinesgleichen nicht ehrlich waren - doch konnte seine Freundschaft zu ihr und den Geschwistern in längst vergangenen Tagen sich wahrlich so schnell in Feindschaft verwandelt haben?

Seufzend liess Ylenavei schliesslich ein letztes Pergament auf den angehäuften Berg von Papieren sinken. Nichts. Es gab einen kurzen Wachbericht darüber, dass einst eine Schwester-unter-den-Bäumen vor der Bank weg durch ein dunkles Portal gezerrt worden war. Dem Bericht nach schien ausser Frage zu stehen, dass dies das Werk der dunklen Geschwister gewesen war, doch nirgendwo war ein Vermerk dazu zu finden, dass irgendeiner der Angreifer hätte identifiziert werden können.

"Das war damals ein furchtbares Chaos, soweit ich mich entsinne", kommentierte Almellyn, die in jenen Tagen Ylenaveis Stallmeisterin am Haus der Heilung gewesen war, "Nerevarh war damals noch nicht lange fort aus Yew, und schon damals wurde rege geklatscht. Angesichts dessen, dass dieses Portal im Herzen der sala erschienen war, drängte sich die Vermutung förmlich auf, dass er mit seinem besonderen Wissen an jenem Angriff teilhatte..."

Ylenavei fröstelte. Es waren einmal mehr Gerüchte, wie es schien. Doch zweifelsfrei nachweisen liess sich das nicht. Und sollte ihr einstiger Freund und Leibwächter tatsächlich an dieser Art Angriff auf die Gemeinschaft beteiligt gewesen sein...die Vorstellung machte den Widerstreit in ihr schmerzhafter, als er es je gewesen war. Denn das Portal vor der Bank war nicht das einzige dieser Art geblieben, und jene Schwester-unter-den-Bäumen nicht die einzige, welche durch ein solches buchstäblich in die Hölle gerissen worden war.

Für einen Augenblick barg Ylenavei ihr Gesicht in den Händen, bis sie die qualvollen Erinnerungen wieder verbannt, bis sie Furcht und Zorn wieder im Griff hatte. Es waren Gerüchte, nicht mehr und nicht weniger. Allhana würde sie zu gegebener Zeit wissen lassen, welche Gnade ihrem...Bittsteller zustand. Doch jetzt durfte sie sich nicht versteigen. Es war Zeit, auf andere Gedanken zu kommen...vielleicht bei einem Jagdausflug mit iama, ihrem treuen Tiergefährten...